Mailand – Salone del Mobile 2023 

In diesem Blogbeitrag wollen wir uns den Glanz der Salone del Mobile widmen und seine Bedeutung, Attraktion und unvergesslichen Erlebnisse für Design-Enthusiasten aus aller Welt hervorheben.

Das jährliche, international bunte Treiben in Mailand ist wieder da: Zurückgekehrt an seinen traditionellen Stammplatz im Kalendermonat April und in alter, neuer Frische ließ der Salone del Mobile die ganze Welt in die Hauptstadt des Designs pilgern. In einem großartigen Zusammenspiel zwischen Messebesuch und Showroom-Bummel offenbarten sich dabei die neuesten Trends in all ihren Farben, Formen und Fantasien. Die Salone del Mobile ist die bedeutendste Design- und Möbelausstellung der Welt: Rund zweieinhalbtausend Designer und Möbelbauer, 200.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche, mehr als 300.000 Besucher, in einer Stadt, die für ihr reiches und kulturelles Erbe und ihre Designtradition bekannt ist. Mailand ist eine inspirierende Kulisse und bietet eine einzigartige Gelegenheit, die Köpfe hinter den ikonischen Designs kennenzulernen und sich von ihrem Enthusiasmus und ihrer Leidenschaft anstecken zu lassen. Hier werden Trends gesetzt und die Zukunft des Designs vorgestellt.

Mit dem Finger am Puls der Designtrends präsentiert der Salone del Mobile seinen Besuchern wegweisende Kreationen, die die Grenzen der Vorstellungskraft überschreiten. Die Ausstellungsräume sind gefüllt mit innovativen Konzepten, experimentellen Materialien und bahnbrechenden Technologien. Von schlanken und minimalistischen Designs bis hin zu mutigen und futuristischen Stücken bietet die Messe eine vielfältige Auswahl an Stilen, die jedem ästhetischen Geschmack gerecht werden. Der Salone del Mobile ist nicht nur eine Produktausstellung, sondern ein fesselndes Erlebnis, das die Sinne anregt und Inspiration entfacht. Showrooms und Installationen werden sorgfältig organisiert, um faszinierende Umgebungen zu schaffen, die es den Besuchern ermöglicht, sich vorzustellen, wie die präsentierten Designs, Räume transformieren können. Die Aussteller nutzen ihre Präsentationen, um ihre Markenidentität zu zeigen und ihre einzigartigen Designs zum Leben zu erwecken. Die Wegwerf- und Konsumkultur stand auf dem Prüfstand beim diesjährigen Salone del Mobile – und bei den Präsentationen in der Stadt. Recyclebare Materialien, CO2-Neutralität und die sortenreine Fügung von Elementen bestimmen wie in der Architektur auch die Trends im Design. Ganz sicher ist, dass sich diese Entwicklung zu Strategien der Nachhaltigkeit bei den meisten Herstellern noch verfestigen wird.

Rundungen, Marmor und Bouclé-Stoff: Auf der Mailänder Designmesse, geht es in diesem Jahr bei den Trends vor allem ums Wohlfühlen.

Ein Rundgang über die Messe macht deutlich: Die wichtigsten Trends des letzten Jahres werden fortgeschrieben, sind aber im Detail noch prägnanter. Die Formen von Sofas, Sesseln und Regalsystemen sind organisch und knubbelig. Vieles erinnert an die Formgebung der 1970er-Jahre.

                         

Farben und Materialien

Die Farben Gelb-, Rot-, Oliv- und Ockertöne kommen noch kräftiger zum Einsatz als im vergangenen Jahr. Die Kombination von kräftigen Rot- und Gelbtönen ist häufig gesehen und kann als Ausdruck von Lebensfreude verstanden werden. Die Farbgebung ist blass, aber variantenreich: Petrol, Rostbraun, Terrakotta sind zu sehen, ebenso alle Braun-, Beige und Gelbtöne. Königlich über allen anderen Farben erhebt sich die Farbe Blau in all ihren Schattierungen. Eine trendige Alternative sind Einrichtungen komplett in Creme- und Sandtönen.

Wollige, stark texturierte Materialien, Fellkissen und Flokatiteppiche – Stichwort 70er-Jahre – schaffen eine behaglich-elegante Atmosphäre. Stein, Travertin, Marmor, Metall in allerhöchster Qualität werden gemixt und von der materialisierten Schattenfuge im Zaum gehalten. Wände sind sowohl grob- als auch feingespachtelt, Furniere bekommen eine Rippenstruktur, Bouclé-Stoffe erheben sich von Sitzflächen. Weicher Bouclé-Stoff ist ein echter Trendsetter dieses Jahr. Die plüschigen Textilien „stillen unsere Sehnsucht nach Geborgenheit in diesen doch recht unsicheren Zeiten“, erklärt die Trendanalystin Gabriela Kaiser. „Das Kuschelige ist aber auch die Gegenbewegung zu all den cleanen super-glatten Oberflächen, von denen wir täglich über unsere technischen Equipments wie Smartphone und Co. umgeben sind.“ Die größeren Trends neben Plüsch, Bouclé und ähnlichen Stoffen sind zudem Schlingen, Schlaufen und Knötchen. Kaum ein Einrichter bietet solche Bezüge nicht an, kaum ein Stand in Mailand war ohne ein entsprechendes Schaustück.

Möbel die Stabilität vermitteln

Die Tischgestelle sind kräftig und symbolisieren Standhaftigkeit und Stärke. Die Tische geben sich unerschütterlich: Ihre Beine erinnern an Elefantenfüße oder Brückenpfeiler. So stämmig, so stabil. Sie stehen damit im Kontrast zu den Vorstellungen vor ein paar Jahren. Damals überschlugen sich die Möbeldesigner förmlich darin, möglichst große Tafeln zu kreieren, die auf sehr dünnen Beinen stehen können. Jetzt setzen sie zunehmend auf solide Tischbeine.

Bei den Sitzmöbeln wird häufig auf Füße und Kufen verzichtet, die das Möbel anheben und ihm einen leichten, schwebenden Charakter verleihen. Stattdessen sitzen wir bodennah, alles wirkt ein bisschen geerdet und vermittelt das Gefühl willkommen zu sein.

Zurück zur Natur

Man könnte meinen, Holz sei das neue Plastik: Wo immer man hinschaut, begegnet einem etwas Gebogenes, Gemasertes, Gehobeltes und Geschliffenes – auch da, wo man es vielleicht gar nicht erwarten würde. Der nachwachsende Rohstoff selbst ist zwar jetzt kein neuer Trend, jedoch der Umstand, dass sich die Branche nicht mehr auf zwei Holzarten – nämlich Nuss und Eiche – eingeschworen hat, sondern das Tor für Esche, Birke, Buche und Co. weit aufmacht. Diese Entwicklung drängt den Spritzguss und das Strangpressen ein wenig in den Hintergrund, wobei man auch hier ernsthafte Tendenzen zum Recyceln und Upcyceln bemerken kann. Erobert hat aber auch Naturstein die Möbelszene, vor allem der Marmor, der in den unterschiedlichsten Versionen und an den ungewöhnlichsten Orten in Erscheinung tritt.

Die Neuerfindung des Lichts

Funktional und fast magisch. Licht, das auf Handbewegungen reagiert, nach oben oder nach unten leuchtet, dimmbar und steuerbar. Es gibt keinen Schrank mehr, der nicht beleuchtet ist, keine Fuge, die nicht mit indirektem Licht hinterlegt ist. Der große technische Fortschritt besteht darin, dass wir die Nacht zum Tag machen können und umgekehrt alle Lichtfarben einstellen können. Parallel zu indirekter Beleuchtung gibt es erneut mehr dekorative Leuchten, die neben der funktionalen auch eine wichtige formale Aufgabe im Raum erfüllen.  Hier setzt man auf ein filigranes und minimalistisches Design.

Outdoor-Living – Das Leben wandert nach draußen
 

Ungebrochen ist auch jener Trend, der vom Drang bestimmt ist, möglichst viel Zeit an der frischen Luft zu verbringen. Einer der wichtigsten Trends 2023 ist die Verschmelzung der Indoor-Wohnbereiche mit dem Außenbereich. Sogenanntes Outdoor-Living oder auf Deutsch „draußen leben“ beschreibt die Bewegung der Indoor-Wohnbereiche nach draußen. Dabei wird viel Wert auf Gemütlichkeit gelegt. Mit angenehmen Loungemöbeln wird der Außenbereich optimal auf die Outdoor-Bewegung vorbereitet. Die Grenzen zwischen Outdoor- und Indoormöbel verschwinden immer mehr. Neben neu definierten, wetterfesten Materialien ist es vor allem die neu gewonnene Mobilität, die den Aufenthalt im Freien noch spontaner gestalten lässt.

Für den Mailänder Salone beginnt mit seiner 61. Ausgabe eine neue Zeitrechnung, vor allem aber mit zurückgewonnener Lebensfreude und Leichtigkeit.

Fotocredit: Salone del Mobile