Digitalisierung und Ästhetik in der Gastronomie
In den letzten Jahren prägte die Digitalisierung die Gastronomiebranche besonders stark. Kassen- und Reservierungssysteme, Warenwirtschaft- und Buchhaltungstools und digitale Ausgabe von Speisekarten sind lange keine Neuerscheinungen mehr. Jedoch hat sich in letzter Zeit etwas ganz Neues etabliert und in manche Gastronomiebetriebe wie Gasthof Stockinger in Ansfelden oder das Klang.Spiel in Sankt Pölten Einzug gehalten.
Serviceroboter sollen nun den KellnerInnen unter die Arme greifen, diese unterstützen und somit fehlende Fachkräfte in der Branche ersetzen. Die Roboter übernehmen zum Beispiel das Wegbringen leerer und schmutziger Teller oder das Bringen von neu angerichteten Speisen. Das Be- und Entladen des Roboters muss freilich nach wie vor von einem Menschen übernommen werden. Die Roboter sind daher momentan nur dazu da, das Geschirr effizient von A nach B zu transportieren.
Vor der Anschaffung solcher Geräte müssen einige Dinge jedoch berücksichtigt und kritisch hinterfragt werden. Die selbstfahrenden Geräte sind kostspielig. Außerdem müssen einige Sachen bei der Raumgestaltung berücksichtigt werden, bevor die Serviceroboter im gewünschten Restaurant ihren Routen nachgehen können. Zuerst muss auf den Bodenbelag geachtet werden. Der Roboter funktioniert gut auf glatten, sauberen und trockenen Oberflächen. Nässe sollte gänzlich vermieden werden, denn sie verlangsamt den Roboter beim Fahren und verlängert zugleich den Bremsweg. Dies sind beides Dinge, die der Effizienz der künstlichen Intelligenz entgegenwirken. Außerdem bildet jede Stufe ein Hindernis. Direkte Sonneneinstrahlung auf den Roboter sollte auch vermieden werden. Denn die Sonnenstrahlen heizen das Gerät nicht nur auf, sondern stören auch dessen Sensoren und könnten sie mit der Zeit gänzlich schädigen.
Jedoch überwiegen die positiven Aspekte bereits bei einigen Gastronomen. Fehlende Fachkräfte könnten mit solchen Robotern ersetzt und die arbeitenden KellnerInnen unterstützt werden. Weitere Vorteile wären, dass die Roboter keine Anlernzeit benötigen und eine kurze Ladezeit besitzen, weswegen sie zeitsparend und effizient arbeiten könnten. Auch das Ausbleiben von Müdigkeit, Krankheit, Urlaub oder einer Kündigung sind alles Aspekte, die positiv für die Nutzung solcher Geräte spreche.
Klang.Spiel, St. Pölten:
Thomas Stockinger, Chef des Gasthof-Hotels Stockinger, blickt den Servicerobotern sehr positiv entgegen. Seit kurzem ist nämlich auch dort einer in Betrieb. Für ihn war der entscheidende Punkt der Innovationsgedanke dahinter. Traditionelle Wirtshäuser sollten offen für Neues sein. Die Reaktionen der Gäste auf den Serviceroboter waren zuerst jedoch unterschiedlich. Einige äußerten Kritik und meinten, dass es nur ein weitere Möglichzeit zum Stellenabbau sei. ,,Doch das stimme so nicht‘‘, meint Stockinger. ,,Der Roboter soll keine/n MitarbeiterIn ersetzen, sondern lediglich unterstützen. Bei uns sehen die MitarbeiterInnen die Unterstützung durch die künstliche Intelligenz als etwas Positives und Hilfreiches im sonst sehr fordernden Alltag.‘‘ Generell stoße man auch auf viel Erstaunen bei den Gästen. ,,Ein paar Mal sei dem Roboter jedoch schon mal etwas runtergefallen, doch dies passiere nicht öfter als bei einem normalen Menschen‘‘, so Herr Stockinger. Natürlich sollten auch die passenden Vorkehrungen getroffen werden, bevor man so einen Serviceroboter in Betrieb nimmt. Barrierefreiheit, Sonnenschutz, Absicherungen von einer Kante waren alles Dinge, auf die man im Gasthof Stockinger vor dem Kauf des Roboters geachtet hat. ,,Der Roboter muss nur noch voll adaptiert werden‘‘, gibt Stockinger zu bedenken, denn der Roboter kann wegen seiner Abstandeinstellung der Tabletts keine Gläser transportieren, die in Österreich gängig sind, da er für asiatische Verhältnisse konzipiert wurde. Der Gastronom blickt positiv in die Zukunft und könnte sich vorstellen, dass die nächsten Modelle noch besser funktionieren werden.
Eine andere Meinung vertritt hierbei Otto Raimitz, Chef des Klang.Spiels in Sankt Pölten. Bei ihm ist nun ebenfalls seit kurzem ein Serviceroboter im Einsatz. ,,Zuerst war der Roboter als eine Art mobile Abräumstation geplant, doch die Benutzung dessen gestaltete sich ein wenig schwierig‘‘, erklärt Raimitz. Die KellnerInnen bräuchten bestimmte Tablets mit speziellen Apps, um den Roboter rufen zu können und konnten nach eigenen Angaben noch nicht wirklich von ihm profitieren, da er momentan nur Dinge von A nach B bringt.
Die Gäste des Restaurants Klang.Spiel reagierten ein wenig aufgeregt auf den Roboter, besonders weil er manchmal eigenständig zu sprechen begann. Auch passe der Roboter seiner Meinung nach, so wie er jetzt funktioniert, nicht in jedes Gastronomiekonzept hinein. Das Image des Restaurants sollte bewahrt werden, sodass der Roboter als eine angenehme Begleiterscheinung im großen Ganzen wahrgenommen wird und nicht als ein Eindringling, welcher nicht zu der übrigen Atmosphäre passt.
Für uns stellt sich nun die Frage, wie man am besten, unter Berücksichtigung der neuen Trends und Entwicklungen, eine Raumgestaltung konzipiert, die im Idealfall das Benutzen solcher Helfer räumlich ermöglicht. Das würde für uns bedeuten, bereits bei der Konzeption des Gastroprojekts notwendige Aspekte zu berücksichtigen. Schmale Gänge und wenig Abstand zwischen den Tischen sollten demnach vermieden werden. Eventuelle Serviergänge für Roboter abseits des Gastes könnten angedacht werden. Auch auf die ausreichende Platzierung von Steckdosen in den vorgesehenen Bereichen muss gedacht werden. Ein Sonnenschutz ist notwendig, falls der Roboter outdoor eingesetzt wird. Bereits in der Konzeptentwicklung muss darauf geachtet werden, dass trotz der Zonierung eines Gastrobetriebs auf unterschiedlichen Ebenen ein effizienter Einsatz des Geräts möglich ist.
Die Serviceroboter bringen viele neue Aspekte mit sich und sind, nach Prognosen einiger Gastronomen, gekommen um zu bleiben.
Gasthof-Hotel Stockinger, Ansfelden (@fotokerschi.at):